„Reden IST pflegen und Sprache IST wie Medizin“
– Sandra Mantz
Wenn Menschen sprechen, bringen sie ihre Haltung zu etwas oder zu jemandem zum Ausdruck, denn Sprache ist der Spiegel unseres Denkens. Das Denken wiederum wird von unseren Sprachgewohnheiten geformt. Beides macht unser Handeln aus.
Sprache ist ein höchst sensibles Medium zwischen dem Menschen und seiner Umgebung. Sie dient dem Wohlbefinden und der Schaffenskraft aller.
Deshalb ist es bedeutsam, dass wir den eigenen Worten und Ausdrucksformen mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Auswirkungen von negativem Kommunikationsverhalten benachteiligen nicht nur die Menschen, denen wir in unserem Alltag begegnen, sondern beeinträchtigen auch unser eigenes Befinden. Deshalb ist es besonders wichtig, die eigene Sprachwahl zu reflektieren.
Diskriminierende bzw. negative Sprachbilder der Alltagssprache sind oft Bestandteil unserer Sprache, aber auch unseres Gesundheitssystems. BewohnerInnen bringen belastende Stimmungsbilder und Befindlichkeiten wie Ängste, Schmerzen oder Hilflosigkeit jedoch bereits mit. Verstärkt werden diese Situationen durch unbewusste Sprachaspekte wie:
- Die Sprache der Menschenlosigkeit: „Zimmer 27 klingelt.“, „Machst Du den kleinen Flur?“, „Wer macht wen heute?“
- Die Sprache der Rivalität und Konkurrenz: „Typisch Arzt.“, „Dieses Gejammer.“, „Bei der musst du aufpassen.“ oder „Der ist nicht zu gebrauchen.“
- Die Sprache der Krankheiten und Verletzungen: „Was ein Krampf.“, „Die macht mich verrückt.“, „Mich trifft der Schlag.“, „Auf dem Zahnfleisch gehen.“ oder „Ich habe ein Attentat auf dich vor. Okay, schieß los!“
- Die Sprache der Angst und Stressorientierung: „müssen“, „fertig werden“, „stressig“, „schnell“ oder „beeilen“
Auf diese Sprachbilder machen wir uns gegenseitig aufmerksam und bemühen uns um angemessenen Ersatz. Unsere Kommunikation soll geprägt sein durch die Achtung der Menschen, die in unseren Häusern leben und arbeiten, und durch die Achtung der Menschen, die uns besuchen. Es geht besonders um Verständnis, Vertrauen und Würde. In diesem Zusammenhang werden BewohnerInnen nicht grundlos geduzt. Wir legen Wert auf eine wertschätzende Anrede mit „Sie“ und dem Nachnamen. Ausnahmen, wie eine Anrede mit „Sie“ plus Vorname ist z.B. bei Menschen mit Demenz möglich, sofern dies pflegefachlich begründet werden kann. Das Duzen von BewohnerInnen ist ausschließlich unter Berücksichtigung der Biografie, auf ausdrücklichen Wunsch der BewohnerIn oder nach Absprache mit Bevollmächtigten bzw. BetreuerIn möglich. Abweichungen von der Anrede „Sie plus Nachname“ müssen begründet und in der Pflegedokumentation dokumentiert sein.
Wir bemühen uns deshalb, die Grundsätze unseres Leitbildes und unserer fachlichen Arbeit auch in unseren Sprachgewohnheiten umzusetzen.
So verdeutlichen wir, dass die Altenheime Wahlscheid und Lohmar „ein Platz zum Leben“ sind.